Kategorie > Cyber Missbrauch, Freundschaft, Mobbing
Was bedeutet 'Bystander'?
Schaust du zu oder greifst du ein?
WARUM GREIFT NIEMAND EIN?
NICHT SICHER, WAS DU ALS UNBETEILIGTE/R SAGEN SOLLST?
Es gibt verschiedene Formen von Missbrauch und Gewalt, die man während des Erwachsenwerdens erleben kann, sei es als Opfer, Täterin/Täter oder Zuschauerin/Zuschauer.
Ein ‚Bystander‘ ist ein Zuschauer, eine Person, die beobachtet, Zeuge ist oder vermutet, dass jemand offline oder online missbraucht wird oder dass jemand online gemobbt wird, z. B. vom Freund oder von der Freundin. Ein ‚Bystander‘ ist nicht direkt am Ereignis selbst beteiligt.
Schaust du zu oder greifst du ein?
Wir sind alle Bystander/Unbeteiligte/Beobachtende, die ganze Zeit. Wir werden ständig Zeugen von Ereignissen, die sich um uns herum abspielen. Manchmal erkennen wir, dass Dinge geschehen, die nicht in Ordnung oder missbräuchlich sind. Wenn das passiert, treffen wir die Entscheidung, etwas zu tun oder zu sagen oder es einfach zu ignorieren und es loszulassen. Eine Unbeteiligte/ein Unbeteiligter hat die Möglichkeit, eine Situation positiv zu verändern. Eine Person, die weiß, dass das, was passiert, falsch ist und etwas dagegen unternimmt, wird als „Upstander“ (Unterstützerin/Unterstützer) bezeichnet.
Manchmal kann es schwer erscheinen, eine/ein „Upstander“ zu sein, wenn es bedeutet, gegen das aufzustehen, was deine Freunde oder andere Leute denken oder tun. Es ist auch wichtig, dass deine eigene Sicherheit gewährleistet ist und du musst in der Lage sein, kritisch darüber nachzudenken, wann, wo und wie du für andere einstehst.
Wenn niemand eingreift, kann die Person, die den Missbrauch oder die Gewalt erlebt, das Gefühl haben, dass den Umstehenden egal ist, was passiert oder sie sogar damit einverstanden sind. Doch selbst wenn du nicht sofort reagiert hast, kannst du dich später an die betroffene Person wenden und ihr zeigen, dass sie Unterstützung hat und in der Situation nicht allein ist. Es wird die Person, die den Missbrauch erlebt hat, ermutigen zu hören, dass sie nicht allein ist, dass es nicht ihre Schuld ist und dass sie sich niemals schämen oder schuldig fühlen sollte.
„Was das Opfer am meisten verletzt, ist nicht die Grausamkeit des Täters, sondern das Schweigen des Zuschauers.“
– Elie Wiesel
Warum greifen die Menschen nicht ein?
Obwohl viele Menschen aggressive oder sexistische Handlungen sehen, tun nur wenige etwas dagegen. Die Wahrscheinlichkeit, dass jemand hilft, ist geringer, wenn mehr Menschen in der Nähe sind, weil jeder davon ausgeht, dass jemand anderes etwas dagegen tun wird. Dies wird als Bystander-Effekt bezeichnet. Kommunikation ist der Schlüssel, da wir nicht wissen, wer sich sonst noch über die Situation bewusst ist oder ob jemand etwas dagegen unternommen hat. Wenn niemand etwas tut, neigen wir dazu, das gleiche zu tun. Manchmal sind wir nicht sicher, was wir tun oder sagen sollen. Kennst du solche Situationen, in denen du nicht wirklich weißt, was deine Rolle sein kann oder sein sollte?
In einer missbräuchlichen Situation bemerken die Umstehenden entweder den Missbrauch nicht; oder sie glauben nicht, dass es in ihrer Verantwortung liegt, etwas dagegen zu tun; oder sie glauben nicht, dass sie die Fähigkeiten haben, einzugreifen; oder sie haben Angst, dass sie in Schwierigkeiten geraten, wenn sie sich einmischen.
Was würdest du als Mitglied dieser Gruppe tun?
- Ich würde die Nacktbilder mit meinen Freunden teilen.
- Ich würde mit „Hahahahahahah OMG“ antworten.
- Ich würde antworten: „Ich stimme Oliver zu, sie hätte wissen müssen, dass das passieren wird“.
- Das ist für mich nicht ok, aber ich würde nichts antworten, da alle anderen das ok finden und ich mich nicht gerne streite.
- Ich würde sie bitten, alle Bilder zu löschen und ihnen sagen, dass sie mit Julian sprechen sollen, dass dies missbräuchlich und ein kriminelles Verhalten ist.
- Ich würde Emily anrufen, um ihr zu sagen, was passiert ist und um sie zu fragen, wie sie sich fühlt.
Wir haben immer die WAHL, passiv zu bleiben oder aktiv zu werden.
Wenn wir passiv sind, könnten die anderen denken, dass wir das, was passiert ist, akzeptieren oder tolerieren. Manchmal sind Menschen nicht nur passiv, sondern sie machen mit Gesten, Lachen, Kommentaren und Handlungen mit, was den Täter unterstützt. Aktiv werden heißt, sich gegen den Missbrauch zu wehren!
Wie du aktiv werden kannst:
- Versammle eine Gruppe, um mit der Täterin/dem Täter zu sprechen
- Setze dich für das Opfer ein. Hinterfrage das missbräuchliche oder gewalttätige Verhalten
- Wende dich persönlich an das Opfer, um deine Unterstützung oder Besorgnis auszudrücken
- Sprich die Täterin/den Täter an und sage ihm, dass ihre/seine Handlungen NICHT in Ordnung sind.
- Erzähle einer vertrauenswürdigen erwachsenen Person, was passiert ist.
- Melde es der Polizei
Du weißt nicht, was du als Unbeteiligter sagen sollst?
Hier sind einige Tipps:
- Bitte um Klärung… Frage die Täterin/den Täter oder/und die Umstehenden „Warum tut ihr das?“ „Warum sagst du das?“ „Warum findest du das lustig?“ „Mir ist nicht klar, was du damit meinst. Vielleicht könntest du das erklären?“. Durch Hinterfragen bringen wir andere dazu, ihr Verhalten zu reflektieren. Frage immer auf eine nicht-aggressive Art und Weise.
- „Gib…dem Opfer ein Gesicht …“ Mache es persönlicher, indem du die Täterin/den Täter oder die Zuschauenden daran erinnerst, dass dies ihre/seine Schwester, ihr/sein Bruder, ihr/sein Freund oder ihre/seine Freundin, sein könnte und wie sie sich fühlen würden, wenn dies jemandem passieren würde, der ihnen wichtig ist.
- Beschuldige die Täterin/den Täter oder die Unbeteiligten nicht… Anstatt zu sagen: „DU bist sexistisch und das ist das Dümmste, was ich je gehört habe“, was den anderen in eine defensive Position bringt, könntest du sagen: „Ich bin nicht einverstanden mit dem, was du sagst; ich glaube, dass niemand es verdient, so behandelt zu werden“.
- Setze deinen Humor ein… Das kann schwierig sein, wenn die Leute denken, dass man sich über sie lustig macht. Wenn du jedoch Humor effektiv einsetzt, kann er die Situation entspannen. Sei jedoch vorsichtig, dass du nicht zu witzig bist, sonst machst du das klein, was du eigentlich klar machen willst.
- Suche andere, denen es ähnlich geht wie dir… Du könntest die Gruppe einfach fragen: „Bin ich die/der Einzige, der/dem das unangenehm ist?“
- Frage nach Hilfe oder biete sie an…. Wenn du Zeugin/Zeuge eines gewalttätigen Vorfalls wirst, kann es notwendig sein, die Polizei zu rufen und auch die Menschen in deiner Umgebung um Hilfe zu bitten. Greife nicht ein, wenn du alleine bist und du das Gefühl hast, dass es gefährlich sein könnte. Du könntest dem Opfer auch deine Hilfe anbieten, indem du mit ihr/ihm sprichst, wodurch sie/er sich sicherer und unterstützt fühlen kann. Wenn du das Gefühl hast, dass die Situation zu gefährlich ist, um einzugreifen, hole dir Hilfe und suche das Gespräch, nachdem der Vorfall vorbei ist.
- Mache dich sichtbar…. Lasse den Täter wissen, dass du in der Nähe bist und bezeugst, was vor sich geht.
- Melde den Missbrauch…. Wenn du missbräuchliches Online-Verhalten bemerkst (Hassreden, beleidigende Kommentare, Filme oder Fotos, die missbraucht werden oder sexistisch sind), zögere nicht, es zu melden. Die meisten sozialen Netzwerke haben eine Stelle, an der du Missbrauch melden kannst.