Kategorie > Eifersucht, Gewalt & Missbrauch
So tun, als sei nichts passiert...
Der Gewaltzyklus
ES GIBT KEINE ENTSCHULDIGUNG FÜR SICH WIEDERHOLENDE GEWALT
Wiederholung oder wahre Veränderung
Denk an den „Erfahrungsbericht über Eifersucht“, den du gerade gelesen hast, an die Stelle, wo sie sagte: „Dann überraschte er mich mit Notizen und Geschenken oder überhäufte mich mit Komplimenten und Zuneigung, was sich wirklich süß und liebevoll anfühlte“. Was hältst du von diesem Verhalten?
Hast du eine Beziehung mit jemandem, die/der sich genauso oder ähnlich verhält? In der einen Minute schreit sie/er oder ist wütend und in der nächsten tut sie/er so, als ob nichts vorgefallen wäre?
Diese Art von Verhalten kommt in missbräuchlichen und gewalttätigen Beziehungen sehr häufig vor und gehört zu dem sogenannten Gewaltzyklus.
Gewalttätige Beziehungen werden nicht von einem Tag auf den anderen gewalttätig und sie bleiben es auch nicht rund um die Uhr. Gewalt fängt nicht plötzlich an; Es ist ein schleichender und langsamer Prozess, der dich auslaugt und nach und nach zermürbt.
Zu Beginn der Beziehung kann Kontrolle oder Misshandlung manchmal unbemerkt bleiben oder nur langsam voranschreiten und
von der Person als Zeichen der Zuneigung wahrgenommen werden, z.B. Eifersucht als Zeichen der Liebe und Kontrolle getarnt als Besorgnis oder Schutz usw.
Im Laufe der Zeit kann die Person neben diesen aggressiven Handlungen auch Verhaltensweisen zeigen, die ruhig und liebevoll sind. Dies kann für die betroffene Person verwirrend sein, da sie versucht, alles zu ändern, um ein solches missbräuchliches Verhalten zu vermeiden. Es kann so weit gehen, dass sie sich selbst die Schuld gibt und nicht der Person in der Beziehung, die missbräuchlich ist.
In dieser Phase beginnen die Spannungen zwischen den Personen in der Beziehung und die misshandelnde Person wird zunehmend gereizt und aggressiv. Einige der Verhaltensweisen könnten sein: Kritisieren, launisches Verhalten zeigen, runtermachen, drohen, Zuneigung entziehen und anschreien. Das Opfer spürt die Aufregung der Täterin/des Täters und hat das Gefühl, sich auf Zehenspitzen zu bewegen. Das Opfer wird alles tun, um die sich anbahnende Auseinandersetzung zu vermeiden. Einige der Verhaltensweisen des Opfers könnten sein: Der Täterin/dem Täter zustimmen, versuchen, sie/ihn zu beruhigen, sie/ihn zur Vernunft zu bringen oder ihr/ihm zu gefallen.
In dieser Phase fängt der Täter mit aggressivem, verbalem, körperlichem oder sexuellem Missbrauch an und versucht, das Opfer zu kontrollieren und zu unterdrücken. Unter anderem kann es sich dabei um das Verwüsten der Umgebung, Schlagen, Demütigen, Strangulieren, sexuelle Übergriffe oder Vergewaltigung handeln.
Einige der Gefühle, die das Opfer empfinden könnte sind, sich ängstlich, verletzlich, schutzsuchend oder wütend fühlen. Während dieser Phase ruft das Opfer möglicherweise die Polizei oder versucht, aus der Beziehung zu gehen.
An diesem Punkt beginnt die Täterin/der Täter möglicherweise sich zu schämen. Sie/er zieht sich zurück und versucht, ihre/seine Handlungen vor sich selbst und anderen zu rechtfertigen. Zum Beispiel sagt sie/er: „Du weißt, es macht mich wütend, wenn du das sagst.“ Die Täterin/der Täter verspricht vielleicht, nie wieder gewalttätig zu werden. Manche Verhaltensweisen sind z.B. das Bitten um Vergebung, Weinen, Liebeserklärungen, romantische Gesten, das Versprechen, sich Hilfe zu holen usw. Sie/er versucht vielleicht, die Gewalt zu rechtfertigen, indem sie/er andere Gründe dafür verantwortlich macht. Vielleicht ist sie/er nun besonders aufmerksam gegenüber der Person, die Gewalt erlebt oder kauft ihr/ihm sogar Geschenke.
WENN JEMAND BEREIT IST, SICH ZU ÄNDERN, WIRD SIE/ER DEINE GRENZEN RESPEKTIEREN UND DAS SCHÄDLICHE VERHALTEN NICHT WIEDERHOLEN!
Es könnte der Eindruck entstehen, dass sich die Person verändert hat.
Woran ist zu erkennen, ob sich jemand in einer Flitterwochen-Phase befindet oder wirklich bereit ist, sich zu ändern?
Die Person, die die Gewalt erlebt, kann sich verwirrt und verletzt fühlen, aber auch erleichtert, dass die Gewalt vorbei ist. In dieser Phase kann das Opfer unter anderem zustimmen zu bleiben, sich glücklich fühlen und hoffen, dass sich etwas ändert, oder zu dem Täter/ der Täterin zurückkehren.
Beide Personen sind möglicherweise glücklich und wollen die Beziehung aufrecht erhalten, so dass sie nicht wahrnehmen, dass sich die Gewalt und der Zyklus wiederholen könnten.
Im Laufe der Zeit kann sich der Zyklus verändern. Die Flitterwochen-Phase wird eventuell kürzer und Spannungen und Gewalt nehmen zu.